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Als zweites Start-up in unserer Interviewreihe von und für Legal Entrepreneurs dürfen wir LeReTo willkommen heißen. LeReTo ist ein Quellenrecherche-Tool für RechtsanwältInnen, RichterInnen und JuristInnen, das juristische Dokumente mit darin zitierten Quellen zusammenbringt. Seit kurzem ist es auch für Deutschland erhältlich. LeReTo erkennt und verlinkt Gesetze, Rechtsprechung und Literatur in juristischen Schriftstücken.

Das Tool wurde bereits mit mehreren Awards belohnt: Das Entwicklerteam durfte Auszeichnungen beim ConstantinusAward 2016, beim eAward 2017 sowie beim STP Legal Innovation Award 2017 entgegennehmen.

1. Was an Eurem Unternehmen ist „legal“?

Unsere innovativen Tools und das interdisziplinäre Team. Wir entwickeln Software, die JuristInnen den Alltag erleichtert und aufwändige Recherche-Arbeit vollautomatisch erledigt. Das Ziel: Juristische Dokumente mit zitierten Quellen vollautomatisch verknüpfen. LeReTo ist die 24/7-Recherchere-Assistenz.

2. Was an Eurem Unternehmen ist „tech“?

Die Technik assistiert Juristen: Ausgefeilte Erkennungs- und Abfragelogiken unserer Tools identifizieren juristische Fundstellen und liefern die Quellen binnen Sekunden retour. Zitate können rasch geprüft werden, eigene Fehler vermieden und jene anderer aufgedeckt werden. Wir setzen auf smarte und unaufdringliche Technik, um den größten Mehrwert für unsere User zu schaffen.

3. Wie kamt Ihr auf Eure Geschäftsidee?

Unser Gründerteam ist auf Rechtsberatung im streitigen Wirtschaftsrecht spezialisiert. Wir waren es leid, Schriftsätze der Gegenseite oder Gerichtsurteile – welche manchmal so ausführlich sind, dass sie wissenschaftlichen Aufsätzen zur Ehre gereichen würden – manuell auf darin zitierte Quellen zu durchsuchen, um „faule Zitate“ zu entlarven oder Widersprüche aufzudecken. Daraus wurde LeReTo.

4. Welche Ziele verfolgt Ihr mit dem Start-up?

Sollte aus der Weltherrschaft nichts werden, geben wir uns damit zufrieden, ganz Europa (und vielleicht darüber hinaus) mit smarten Recherchetools zu erfreuen. Wenn wir damit auch noch einen kleinen Beitrag zu mehr Qualität in Justiz und Rechtsberatung leisten können – umso besser!

5. Wie setzt sich Euer Team zusammen?

Fachliche Zutaten sind Rechtswissenschaften, Soziologie, IT-Entwicklung und UI-Design, gepaart mit viel Liebe für Juristerei und Freude an hocheffizienter Technik. Diese Kombination zeichnet unser Team aus.

6. Wo seht ihr Euch in drei Jahren?

Wir sehen uns als etablierter und verlässlicher Partner führender Anwaltskanzleien sowie der Justiz in der DACH-Region, der allen mühevolle Arbeit abnimmt, um mehr Zeit für wichtigere Dinge zu haben und/oder die Erledigungsqualität dramatisch zu steigern.

7. Mit welchen Schwierigkeiten hattet Ihr bisher zu kämpfen?

Die Rechtsberatung ist eine sehr traditionsbewusste und vorsichtige Branche. Vertraulichkeit und Sorgfalt werden noch immer in alten Arbeitsweisen gesucht. Dass unser Tool sämtliche Sicherheitskriterien absolut über-erfüllt war eine wesentliche und selbstverständliche Ausgangsbasis. Viele JuristInnen stehen Innovationen im digitalen Bereich trotzdem noch sehr skeptisch gegenüber – hier gilt es, Vorbehalte abzubauen und Vertrauen in innovative Lösungen zu stärken. Und das erfordert Geduld und Aufklärungsarbeit.

8. Was hebt Euch von der Konkurrenz ab?

Besonders stolz sind wir auf das durchdachte und optisch ansprechende User-Interface. Viele andere Software-Lösungen in Anwaltskanzleien kann man ja nur mit viel Erfahrung oder nach aufwändigen Schulungen meistern. Manche wirken vielleicht auch etwas „verstaubt“. Unsere Tools zeigen, dass es auch anders geht. Hier haben wir viel Zeit und Energie investiert, damit sich wirklich jeder rasch und intuitiv zurechtfindet. Oh – und wir erlauben uns hie und da ein Prise Humor unterzubringen: Unser grandios eingesprochener Videoclip oder unsere AGB sind gute Beispiele dafür.

9. Wie finanzierte sich Euer Unternehmen vor allem in der Anfangsphase?

Wir haben die Entwicklung aus Eigenmitteln finanziert und dürfen uns bei der Markteinführung über die Unterstützung der Österreichischen Forschungsförderungs-Gesellschaft (FFG) bzw des Bundeskanzleramts freuen. Besonders zu Beginn war es auch ein großer Vorteil, die komplette Profi-Infrastruktur unserer Mitgesellschafterin, einer Rechtsanwaltskanzlei, nutzen zu können.

10. Wie habt Ihr es geschafft, auf Euch aufmerksam zu machen?

Mit Hartnäckigkeit, Auszeichnungen bei Awards und über Kundenempfehlungen. Letztere sind stets die beste Werbung und wir freuen uns, bereits namhafte Kanzleien zu unseren Referenzkunden zählen! In Deutschland dürfen wir seit kurzem die Kanzlei Gleiss Lutz mit innovativen Lösungen verstärken.

11. Was hättet Ihr rückblickend gerne anders gemacht?

Eigentlich wenig. Vielleicht wäre ein früherer Markteintritt möglich gewesen, wenn wir weniger perfektionistisch gewesen wären. Letztendlich ist eine Software ja nie fertig entwickelt; es gibt immer noch etwas zu verbessern oder zu erweitern. Und wir haben noch viel Spannendes vor!

12. Welchen Tipp würdet Ihr anderen Gründern im Bereich Legal-Tech geben?

Balance halten! Man sollte selbstkritisch sein und Feedback anderer zulassen, sich von Risiken und „was ist, wenn…“ aber nicht entmutigen lassen. Viel Geduld und auch Ausdauer sollte man mitbringen und intensiven Kontakt zu der eigenen Zielgruppe bzw. Stakeholdern suchen.

Legal-entrepreneurship.org sagt herzlichen Dank für das Gespräch!